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Gastbeitrag: Warum Steuerberater Prozesse und Mindset verändern müssen! Teil 2

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Florian Gößmann-Schmitt

Steuerberater Prozesse Mindset Bild

Warum Steuerberater Prozesse und Mindset verändern müssen? In diesem 2. Gastbeitrag stellt Euch Florian Gößmann-Schmitt (Gründer prozesscheck.online) vor, wie sich zukunftsfähige Steuerkanzleien wirkungsvoll abheben können, um zum Fachkräfte- und Mandantenmagnet zu werden!

In Teil I meines Gastbeitrags hatte ich Dir gezeigt, welche Vorteile Nachhaltigkeit in Bezug auf Deine internen und externen Prozesse hat. Heute möchte ich Dir einen kurzen Einblick geben, wie sich Nachhaltigkeit auf Deine (potentiellen) Mandanten und Mitarbeiter auswirken kann.

 

Was hat der Fachkräftemangel mit Nachhaltigkeit zu tun?

 

Werfen wir doch mal einen Blick auf ein weiteres großes Problemfeld unserer Branche, den Fachkräftemangel. 

 

Manchmal bin ich etwas traurig, dass ich „schon so lange“ dabei bin, von den Gehältern die inzwischen für Steuerfachangestellte und andere Fachkräfte aufgerufen werden, habe ich damals noch nicht mal zu träumen gewagt. Inzwischen verdient ein frisch ausgelernte/r Steuerfachangestellte/r genauso viel wie ich nach meiner Fortbildung zum Bilanzbuchhalter. 

 

Ist Geld die Lösung?

 

Zum einen natürlich, weil unsere Branche viel zu lange, viel zu schlechte Löhne bezahlt hat. Aber auch weil viele Kanzleien sich nicht anders zu helfen wissen als dem Fachkräftemangel damit entgegenzutreten, einfach immer mehr Gehalt zu bieten. 

 

Leider zeigt sich dabei immer öfter, dass das allein nicht reicht: Inzwischen haben Fachkräfte in unserer Branche die Qual der Wahl, wenn es um einen Arbeitgeberwechsel geht. Regelmäßige Angebote von Head-Huntern sind inzwischen Usus, so dass die ersten Kanzleien Ihre Mitarbeiter nicht mehr auf der Kanzlei-Homepage benennen. 

Aber was kannst Du als Steuerberater dagegen tun?
Erstens hebe Dich ab – das gilt für Deine Mitarbeiter genauso wie für deine Mandanten. Eine leistungsgerechte Bezahlung und regelmäßige Fortbildung auf Kanzleikosten sind genauso Standard wie kostenloses Obst und Getränke.

Da nützt auch die schönste Karriereseite auf der Homepage nichts, wenn dort nicht viel mehr zu finden ist als die üblichen Floskeln und dass Ihr ein tolles Team seid. 

 

Wie kannst Du dich also abheben? 

 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Du musst zusammen mit deinen Mitarbeitern herausfinden was für Dich und Euch der richtige Weg ist. 

 

Anpassung der Rahmenbedingungen

 

Trotzdem gibt es natürlich Rahmenbedingungen, die jede fortschrittliche Kanzlei inzwischen implementiert haben sollte. Daher solltest Du Deinen Mitarbeitern bedingungslos ortsungebundenes Arbeiten ermöglichen. Ja ganz genau, das erfordert eine Änderung des Führungsstils – aber diese braucht es ohnehin. 

 

Geborener Führer?

 

Regelmäßige Team-Meetings und eine entsprechend angepasste Führung sind dafür Voraussetzung – bringen aber gleichzeitig die Möglichkeit, auch überregional Fachkräfte für sich zu gewinnen. Da Führungskräftetraining kein Teil Deiner Ausbildung zum Steuerberater war, solltest du dich entsprechend fortbilden.

 

Viele Studien zeigen, dass ein schlechter Führungsstil der größte Produktivitätskiller in deutschen Unternehmen ist – nur rund 15% der Arbeitnehmer sind motiviert und mit Hand, Herz und Verstand dabei.

 

Arbeitszeitmodelle

 

Ein weiterer Ansatz ist auch die Reduzierung der Arbeitszeit – dass das funktioniert, zeigt Erich Erichsen uns nun schon seit langer Zeit. Ich selbst habe einen Handwerksbetrieb betreut, der sein Arbeitskräfteproblem schon vor 5 Jahren mit einer 4 Tage Woche gelöst hat – jedes Wochenende ein verlängertes Wochenende – in einer Berufsgruppe wo man sowas vermutlich kein zweites Mal findet – der Effekt? Inzwischen hat das Unternehmen über 10 weitere Niederlassungen. Fachkräftemangel? Völlig unbekannt. 

 

Zusammenhalt und Identifikation

 

Gerade in einem digitalen oder hybriden Arbeits-Modell ist es umso wichtiger, den internen Zusammenhalt und die Verbundenheit untereinander und zur Kanzlei zu erhalten. Das können Team-Meetings, Ausflüge oder Fortbildungs-Treffen sein. Große Firmen beschäftigen dafür eigene Mitarbeiter, die sich um das Wohlbefinden der Mitarbeiter kümmern, das sprengt in deiner Kanzlei vermutlich den Rahmen – aber das heißt ja nicht, dass Du nicht mal über den Tellerrand gucken kannst. 

 

Und wenn wir gerade beim Tellerrand sind: Schau doch mal, was beliebte Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter machen und überlege, was zu Dir und Deiner Kanzlei passt – ich habe vom Kanzlei-Kickertisch über ein eigenes Kanzlei-Wohnmobil für Mitarbeiter schon fast alles gesehen. 

 

Eine gute Freundin von mir führt eine Kanzlei in Würzburg und zahlt jedem neuen Mitarbeiter einen Kurs zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit – Kostenpunkt 5.000 € – lohnt sich das? Natürlich! Überleg Dir mal, wie viel produktiver Dein Mitarbeiter ist, wenn er mit sich im Einklang ist und nicht 20 Minuten täglich den Kollegen sein/ihr Leid klagen muss oder durch negative Gedanken und Sorgen abgelenkt ist, sondern fokussiert und motiviert die Arbeit erledigt. 

 

Bevor Du jetzt aber in freudiger Erwartung eines betrieblichen absetzbaren Wohnmobils beim Händler deines Vertrauens anrufst, habe ich noch einen Tipp, den Du davor berücksichtigen solltest. 

Werte und Visionen
Nicht nur die Generation der Millennials und nachfolgende möchten etwas „Sinnvolles“ tun, sondern im Grunde jeder von uns. Anstatt also mit mehr Geld oder mehr Incentives zu versuchen Leute an sich zu binden, solltest Du dafür sorgen, dass Deine Mitarbeiter und Du Ansichten, Werte und Visionen teilen. Die stärkste Motivation ist den Sinn hinter etwas – sprich dem Ziel - zu verstehen. 

Kanzleientwicklung ist Teamarbeit

 
Hol also Deine Mitarbeiter ins Boot, bevor Du in blinden Aktionismus verfällst. Wo wollt Ihr hin? Was wollt Ihr Euren Mandanten bieten? Wie soll Eure Zusammenarbeit gestaltet sein? Was ist das Ziel Eurer Kanzlei, aber auch des einzelnen Mitarbeiters?
 
So wie nicht alle Mandanten zu einer Kanzlei passen, so passen auch nicht alle Mitarbeiter zu einer Kanzlei. Wenn ich aber eine klare Vorstellung davon habe, wo ich als Steuerberater hin möchte, dann kann ich das auch an meine Unterstützer und (potenzielle) Mandanten kommunizieren. Überlegt Euch also, wie Ihr gemeinsam dieses Ziel erreichen könnt.
 

Braucht es Hierarchien?

 

Auch wenn wir damit etwas abschweifen, sollte ich jemals wieder eine Kanzlei eröffnen, dann würde ich diese nur noch ohne Hierarchien führen. Jörg Eckstädt aus Braunschweig lebt das Konzept nun schon einigen Jahre – völlige Transparenz der Kanzleifinanzen ist ein Muss, gesperrte Kanzleibuchhaltungen kann er zu Recht nicht nachvollziehen. Seine Mitarbeiter arbeiten jeden Tag mit Zahlen. Wenn also die Lohnerhöhung zum 1.1. ausbleiben würde, aber der Chef 2 Wochen später mit einem neuen A8 vorfährt, dann wissen die Mitarbeiter auch ohne Einblick in die Kanzleibuchhaltung, dass gehörig etwas schief läuft. 

 

Gib Deinen Mitarbeitern die Chance, Ihren Teil zum Kanzleierfolg beizutragen und dann lass Sie auch davon profitieren – nicht nur monetär, sondern so, wie es für jeden deiner Mitarbeiter richtig ist. Das mag für den einen eine Lohnerhöhung für den anderen ein Tag mehr Urlaub sein – auch das ändert sich im Laufe eines Arbeitslebens. Kommen wir nun aber zur Nachhaltigkeit zurück.

Nachhaltigkeit und Mitarbeiter?
Zum einen könnten die täglichen Anfahrten wegfallen. Oft haben die Mitarbeiter lange Anfahrtswege und stehen dann auch noch im Stoßverkehr. Dabei stößt ein Arbeitnehmer mit einem Diesel und 30 KM Anfahrtsweg rund 210 kg CO2 im Monat aus – nimmt man mal das Klimaziel des Umweltbundesamtes, den CO2 Ausstoß pro Kopf auf weniger als 1 Tonne zu reduzieren, dann zeigt das Beispiel deutlich, dass das mit den bisherigen Arbeitsmodellen wirklich schwierig wird.

Wenn du deinen Mitarbeitern also ein hybrides Arbeitsmodell mit 50% Home-Office oder Remotearbeit bietest, dann würde in unserem Beispiel der jährliche CO2 Verbrauch – alleine durch den Entfall der Fahrten – von 2,5 Tonnen auf knapp 1,2 Tonnen sinken. Also rund eine Tonne pro (vergleichbarem) Mitarbeiter pro Jahr.

 

Du siehst Du wirst nicht nur als Arbeitgeber attraktiver, sondern tust gleichzeitig noch etwas für die Umwelt, was wiederum deine Attraktivität als Arbeitgeber steigert.

 

Was hat das aber alles mit Deinen Mandanten zu tun?

 

Werfen wir zum Abschluss auch noch einen Blick auf deine (potenziellen) Mandanten. Welche Auswirkung hat es, wenn Du deine Steuerkanzlei nachhaltig ausrichtest?

 

Immer mehr junge Unternehmen – fokussieren sich auf eine nachhaltige Tätigkeit, wie Ecosia oder die Tomorrow Bank – aber auch immer mehr kleine Läden wie z. B. die Selbstbedienungshofläden in der Landwirtschaft oder Produktionsbetriebe, die den cradle to cradle-Ansatz (Kreislaufwirtschaft) verfolgen.

 

Anlaufstelle für zukunftsfähige und nachhaltige Unternehmen werden

 

Solche Unternehmen suchen „Zulieferer“, die ihrerseits einen nachhaltigen Ansatz verfolgen, da viele Kanzleien dieses Potential noch nicht erkannt haben, gibt es deutlich weniger Konkurrenz – zudem suchen solche Unternehmen in der Regel auch nicht den „billigsten“ Anbieter, sondern den „kompetentesten“ Ansprechpartner.

 

Wenn Du also das Portfolio Deiner Kanzlei um Beratungsbausteine wie Nachhaltigkeitsberatung oder CO2-Bilanzierung erweiterst, dann kannst Du mit genau diesen Mandanten viel höhere Beratungsumsätze generieren.

 

Du siehst also die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Mandanten- und Mitarbeitermagnet gehen Hand in Hand. 

Willst Du herausfinden, wie Deine Kanzlei mit einer einfachen Softwarelösung spielerisch in die Prozessberatung einsteigen kann?

Möchtest Du noch mehr über die digitale Steuerkanzlei und optimale Prozesse erfahren? Dann schau mal auf dem Blog von prozesscheck.online vorbei!

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